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Wenn Sie sich für Astrologie, akribisch geplante Vergeltung und Geschichten begeistern können, die man nicht mehr aus der Hand legen will, dann sind Sie hier richtig:

 

Kriminalroman: Der 237. Grad (mehr)

 

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Zeitungshoroskope: Taugt das was?

 

Bevor ungefähr in der Mitte des letzten Jahrhunderts die Astrologie eine Renaissance erlebte und wieder schrittweise Fuß fassen konnte, war sie zuvor fast vollkommen aus unserer Kultur verschwunden. Jedoch - sie hat dieses Tal der Tränen, durch das sie vom mechanisch-technisch orientierten und denkenden 19. Jahrhundert geschickt worden war, durchschritten. Die gute Nachricht ist für alle, die ihr zugetan sind: Sie hat überlebt!

 

Überlebensnische Zeitungsspalte

 

Dass ihr das gelingen konnte ist nicht nur Menschen wie Dane Rudhyar zu verdanken, der sie wie einige andere auch ernstnahm und ihr galant in ein neues kulturelles Zeitalter hinüberhalf, sondern auch den Horoskopspalten der Zeitungen, in denen sie zwar ein überaus ärmliches Dasein fristete, aber immerhin: Dasein ist Dasein. Die Horoskopspalten mit ihren immer gleichen Formulierungen und Ratschlägen waren für die Astrologie das, was für gestolperte Politiker ein Aufsichtsratsposten ist: eine Überlebensnische.

 

Dafür sollten wir heutigen Astrologie-Interessierten dankbar sein. Die unzähligen Tages, Monats- und Jahresanalysen und -prognosen, die wir in Magazinen und Zeitungen auch heute noch finden, prägen auf der anderen Seite leider immer noch das Bild, das sich die meisten Menschen von Astrologie machen. Es gab sogar mal einen bekannten deutschen Philosophen, der mit der ganzen Autorität seines wissenschaftlichen Seins dem Irrglauben Astrologie den Garaus machen wollte und zu diesem Zweck eine Studie verfasste. Empirische Grundlage seiner Arbeit waren drei Monate intensives Studium der Horoskopspalten einer bekannten und seriösen Tageszeitung. Das ist ungefähr so, als ob man die Nicht-Existenz von außerirdischem Leben dadurch beweisen möchte, dass man ein Jahresabo von Supermann durchackert.

 

Kommen wir zur zentralen Frage: Taugen die was, diese unzähligen Prognosen und Analysen? Können sie was taugen, aus astrologischer Sicht? Um hierauf eine Antwort zu finden, müssen wir uns zuvor zwei Fragen beantworten.

 

Erste Frage: Kann ein Astrologe präzise die Zukunft voraussagen?

 

Das ist, was die meisten Menschen mit Astrologie verbinden: Zukunftsprognose. Wenn wir ehrlich sind, es ist auch eine verlockende Sache. Man geht zum Astrologen, holt sich eine Reihe von entsprechenden Daten ab und - hui - ist man detalliert auf alles vorbereitet. Keine Unwägbarkeiten mehr, kein Risiko, alles überschaubar.

 

Leider aber geht das so nicht. Warum? Jeder Astrologe, gleich welcher Schule, kann immer nur mit den zwölf Themen arbeiten, die wir in der Astrologie haben. Egal, ob er die Tierkreiszeichen, die Planeten, die Häuserspitzen benutzt - immer bleibt es bei zwölf Themen. Diese Themen nun, symbolisiert durch z.B. das Tierkreiszeichen Widder, den Planeten Saturn oder das Haus 9, sind Symbole, die zwar eine für das geschulte Auge eindeutige Signatur haben, aber in ihrer konkreten Ausformung unbestimmt sind.

 

Das ist für viele, die nicht im astrologischen oder analogen Denken geschult sind, erstmal schwer zu verstehen. Ein Beispiel: Aus astrologischer Sicht sind ein Notar, ein Lineal, eine Rüge, ein Beruf, Erziehung, die Farbe Schwarz und Eltern identisch. Sie tragen alle im Kern ihres Wesens dieselbe Qualität und zwar die des zehnten astrologischen Themas, das durch Steinbock, Saturn und Haus 10 repräsentiert wird.

Die astrologischen Elemente sind also einerseits thematisch eindeutig, aber in ihren konkreten Erscheinungsformen ausgesprochen vielseitig.

 

Hier liegt das Problem jeder Prognose: Was passiert denn nun konkret, wenn der laufende Saturn exakt auf meiner Sonne steht? Geht meine Firma den Bach runter? Kündige ich meinen Job und gründe was eigenes? Verkrache ich mich mit meinem Vater? Will mein Sohn plötzlich nichts mehr von mir wissen? Als Astrologen können wir ehrlicherweise nur sagen: Wir wissen es nicht, denn all das liegt innerhalb des Entsprechungskorridors. Deshalb ist Ereignisprognostik auf der Basis heutiger astrologischer Technik nicht möglich.

 

Freier Wille kontra Zukunftsprognose

 

Das ist auch von anderer Seite einleuchtend. Wir sind vom Kosmos mit einem freien Willen ausgestattet. Das bedeutet, dass wir entscheiden können, welche Möglichkeit wir wählen von denen, die wir erkennen. Unsere Entscheidungen prägen aber unseren Augenblick, unsere Gegenwart, auf der wieder der Augenblick von morgen und übermorgen, unsere Zukunft ruht. Das kann nur bedeuten: Unsere Zukunft ist nicht geschrieben. Wenn das so ist, können wir sie auch nicht vorhersagen, denn es gibt sie noch gar nicht. Zumindest nicht in ihrer konkreten Ausformung.

 

Zweite Frage: Kann dieselbe Konstellation für alle Menschen gelten?

 

Die Antwort: Ja und nein. Einerseits gelten die kosmischen Konstellationen, die wir wahrnehmen, für uns alle. Sie sind ein kollektiver Faktor, niemand kann ihnen ausweichen - so wie z.B. ein Weltkrieg ein Ereignis ist, dem sich die wenigsten entziehen können. Einen Krieg mit all seinen Wirkungen und Nebenwirkungen lässt niemanden kalt - aber wie der einzelne konkret auf ihn reagiert, das hängt von den besonderen Umständen, seinem Wesen und anderen individuellen Faktoren ab. So ist es auch mit Konstellationen der Zeitqualität - sie sind für alle gleich, heißen aber für jeden einzelnen etwas anderes.

 

Kurzum: Da Astrologen konkrete Zukunft nicht voraussagen und weil in gedruckter Form die Rahmenbedingungen des Einzelnen nicht berücksichtigen können, ist nicht soviel dran am Zeitungshoroskop. Aber lustig sind sie doch - und deshalb sollten wir sie auch lesen, denn sie sind, was sie sind: Unterhaltung. Ernstzunehmende angewandte Astrologie sind sie jedoch nicht.

(Wir freuen uns über Ihre Anmerkungen zu diesem Beitrag in unserem Gästebuch!)

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